Das Problem
Im Mund vieler Patienten befindet sich häufig ein unglaublicher Mix an verschiedenen Fremdmaterialien, Metalle und Kunststoffe. Bei den meisten Materialien handelt es sich um Fremdstoffe, die durch Korrosion (bei Metallen) oder Ausdünstungen (Kunststoffe, Monomere) ständig an den Organismus abgegeben werden. Alle diese Stoffe werden vom Immunsystem identifiziert. Ob sich ein gesundheitliches Problem daraus entwickelt, hängt von vielen individuellen Faktoren eines jeden Patienten ab.
Unterschiedliche Immunreaktionen sind möglich. Neben möglichen allergischen Reaktionen und toxischen (d.h. vergiftenden) Reaktionen sind auch die entzündlichen Reaktionen unbedingt zu beachten. Fataler Weise treten die Symptome des Patienten nicht unbedingt am Ort der unverträglichen Materialien auf.
So können allergische Reaktionen innerhalb der Mundhöhle (Rötungen, geschwollenes Zahnfleisch, Halsentzündungen, Zungen- und Mundbrennen etc.) als auch außerhalb der Mundhöhle (Hautprobleme etc.) auftreten. Noch schwieriger sind die Symptome bei toxischen und / oder entzündlichen Materialien zuzuordnen. Beide können über die „Mitichondriopathie“ und den „Nitrostress“ massive Einschränkungen bewirken. Es gilt inzwischen unter Umweltmedizinern als gesichert, dass chronische Entzündungen die neuroendokrine Funktion (Nerven – Drüsen – Hormone) verändern und zu allgemeinem Leistungsverlust, Müdigkeit, Lustlosigkeit, Niedergeschlagenheit bis zu depressiver Verstimmung führen kann.
(Stejskal 2001; Maes & Twisk 2010; Müller 2010)
Mehrere Metalle – eine Batterie im Mund – erhöhte Giftigkeit
Sehr häufig zu sehen sind die verschiedensten Metalllegierungen (eine
Legierung besteht immer aus mehreren Metallen) neben Amalgam.
Bereits im Physikunterricht lernen wir, dass 2 verschiedene Metalle in
einer Flüssigkeit zu einer galvanischen Zelle führen. Jedes Element hat
dabei ein bestimmtes Redoxpotential, ein Maß für die Bereitschaft Elekt-
ronen aufzunehmen. Edelmetalle nehmen bereitwilliger Elektronen auf
als unedle Metalle (siehe Wikipedia).
Die Folge in der Mundhöhle:
Die Korrosion des Amalgams (jede Amalgamfüllung gibt tagtäglich Quecksilberdampf ab) wird durch die zusätzliche Anwesenheit von anderen edleren Metallen potenziert.
In einer Studie (Institoris et. al. 2006) wurde nachgewiesen, dass „ungiftige Mengen an Blei“ in Gegenwart von „ungiftigen Mengen an Quecksilber oder Cadmium“ doch eine giftige Wirkung entfalten. Dies legt nahe, dass es in Gegenwart verschiedener potentiell toxischer Metalle keine sicheren Grenzwerte mehr gibt.
Achtung, sehr fachlich ausgedrückt:
Bedenkt man, dass auch Schwermetalle die Produktion von entzündungsfördernden Zytokinen (Botenstoffe des Immunsystems) anregen können, so wird hier eine potentieller Teufelskreis deutlich, der die Wirkung von Schwermetallbelastungen bei der Entstehung von chronischen Krankheiten beschreibt.
- Potentiell toxische Metalle führen zur Bildung von entzündungsfördernden Zytokinen.
- Diese Zytokine stimulieren eine gesteigerte NO-Produktion
- Dies führt zur Beeinträchtigung der Aktivitäten der Mitochondrien und wirkt neurotoxisch.
Verträglicher Zahnersatz
Verträglichen Zahnersatz herzustellen bedeutet also:
a) Wo immer es geht sollte auf Metall verzichtet werden
Heute ist es möglich festsitzenden Zahnersatz wie Kronen und selbst
größere Brücken aus einer hochfesten Vollkeramik (Zirkon Oxid) zu
fertigen.
b) Auf verschieden Metalle in der Mundhöhle sollte – wo immer es geht – verzichtet werden.
In einen Mund mit Amalgamfüllungen gehört keine Krone / Teilkrone /Inlay aus Gold oder anderem Metall. Titanimplantate (wenn verträglich getestet) sollten ausschließlich mit Titan – Abutments und nicht mit Anguss fähigen Gold – Abutments und darauf immer und ausschließlich mit Vollkeramikrestaurationen versorgt werden.
c) Kunststoff ist nicht gleich Kunststoff
Handelsübliche Prothesenkunststoffe mit ihren chemischen Inhaltsstoffen BisGMA, Methylmetacrylat, TEGDMA , Benzophenon etc. werden als potentiell umweltschädlich eingestuft und haben ein hohes allergenes Potential. Ein üblicher verwendeter 2-Komponenten-Kunststoff hat auch nach dem Aushärten ca. einen Restmonomergehalt von 5%, der kaum durch zusätzliche Techniken reduziert werden kann.
Als Alternative gibt es aber inzwischen Thermoplast Kunststoffe. Hier findet die Polymerisation unter industriellen Bedingungen statt. Sie werden dann in Granulat Form im Dentallabor nur noch erhitzt und unter Druck verflüssigt. Durch diese besondere Form werden keine Starterradikale mehr benötigt. Dadurch sind Thermoplaste besonders verträglich.
Das Einsatzgebiet ist vielfältig, von kleinen „Interimsprothesen über metallfreie Klammerprothesen bis zu Kombinationsarbeiten auf Keramikteleskopen.